Es ist kaum zu fassen, welche enorme Leistung wir in den vergangenen Wochen erbracht haben und in welcher Größenordnung sich die aktuelle Untersuchungsfläche darstellt. Innerhalb von nur sechs Wochen haben wir in enger Zusammenarbeit mit der Universität Halle im Rahmen unserer Lehrgrabung erhebliche wissenschaftliche Fortschritte erzielt, die ich im Folgenden kurz erläutern möchte.
Bereits im Juli konnten wir die fünftägigen Baggerarbeiten erfolgreich abschließen, in deren Verlauf die vorherige Grabungsfläche verfüllt und eine neue Untersuchungsfläche geöffnet wurde. Dabei gelang es uns, wie bereits im vorherigen Artikel beschrieben, den jüngsten Bauzustand der Klausur im südwestlichen Bereich freizulegen. Diese Freilegung zeigt die gotische Bauphase der Klausur, die bis zum Jahr 1542 von den Mönchen genutzt wurde und auch die erste Hälfte des 17. Jahrhunderts überdauert hat. Besonders die Südwest-Ecke des Kreuzhofs weist durch Baufugen und Versatz der Strebepfeilersockel darauf hin, dass der gotische Umbau in mehreren Bauphasen erfolgte. Offensichtlich wich der finale Bauplan von der ursprünglichen Planung ab, wenngleich die genauen Gründe für diese Abweichungen unbekannt und spekulativ bleiben.
Unterhalb der gotischen Schichten wurde, wie erwartet, der romanische Grundriss sichtbar, der im Vergleich zur gotischen Bauphase eine geringere Ausdehnung nach Süden hatte, jedoch etwa zwei Meter weiter nach Westen verschoben war. Der Verlauf der Wände des Kreuzhofs im Süden und Westen deutet auf diese Phase hin. Die Errichtung der ersten romanischen Klausur, die den Hirsauer Mönchen zugeordnet wird, kann in die Mitte des 12. Jahrhunderts datiert werden.

Während der Freilegung der jüngsten Fußbodenreste im Westflügel des Kreuzgangs traten, wie erwartet, klösterliche Bestattungen zutage. Diese lassen sich im Wesentlichen unmittelbar östlich eines Schuppens aus der Mitte des 20. Jahrhunderts lokalisieren, der unsere westliche Grabungsgrenze markiert. Der Schuppen wurde 1953 als Maschinenschuppen errichtet, und bereits bei seinem Bau stieß man auf zahlreiche Gräber. Der damalige Kreisdenkmalpfleger Werner Schulz dokumentierte die Befunde in Skizzen und beschrieb die Fundumstände in einigen Zeilen. Anders als im Ostflügel des Kreuzgangs sind die Bestattungen in diesem Bereich jedoch stärker gestört, sodass bei den acht erfassten Bestattungen häufig nur noch die Beinpartien erhalten sind.
Ein Dämpfer für das Team war das Öffnen des südlichen Klausurbereichs. Dieser Bereich ist größtenteils unterkellert, was Grabungsschnitte von bis zu vier Metern Tiefe erfordert hätte – ein Eingriff, der aus Arbeitsschutzgründen nicht durchgeführt werden konnte. Besonders bedauerlich ist diese Einschränkung für die Erforschung der Klosterküche, die wir nur in Teilen untersuchen konnten. Neben den Arbeitsschutzbestimmungen war es vor allem die schiere Menge an Abraum, die bei einer Absenkung des Geländes um bis zu 4 Meter entstanden wäre, die eine vollständige Untersuchung dieser Fläche nahezu unmöglich macht. Trotz Verhandlungen mit der Stadt Zeitz, der MIBRAG und privaten Firmen konnte bisher keine logistische Lösung für dieses Problem gefunden werden.
Die bisherigen kleinen Befunde zur Klosterküche liefern jedoch bereits interessante Einblicke: Diese sogenannte „schwarze Küche“ war vom Kreuzhof aus mit fließendem Wasser versorgt, das über eine steinerne Rinne geleitet wurde, wodurch ein hohes Maß an Hygiene gewährleistet war. Auf die Wasserleitung des Klosters, die bereits im 12. Jahrhundert bestand und knapp zwei Kilometer lang war, werde ich in einem separaten Artikel noch detaillierter eingehen. In der Küche selbst konnten wir zahlreiche Keramikreste bergen, die bis in das 17. Jahrhundert datieren.

Zudem wies die Klosterküche eine Treppe auf, die in den östlich gelegenen Keller führte, der vermutlich als Lebensmittellager diente. Der Fußboden aus Sandsteinplatten ist im Vergleich zu den umliegenden Räumen deutlich tiefer gelegt.
Besonders aufschlussreich ist die Entdeckung einer dicken Müllschicht südlich der Küche, die während der Sondage im Juli in kleinen Teilen sichtbar wurde. Der Küchenabfall wurde über Jahrhunderte hinweg aus einem Fenster nach Süden entsorgt, wodurch sich die Schicht bildete. Diese Fundstelle birgt enormes Potenzial für die Erforschung der materiellen Kultur und der Ernährungsgewohnheiten der Mönche. Leider konnten wir aus den bereits genannten Gründen diese Funde nicht bergen und untersuchen.
Ein weiterer bemerkenswerter Befund betrifft die Entwässerung des Kreuzhofs. Die nach innen geneigten Dächer des Kreuzgangs fingen große Mengen Regenwasser auf, das abgeführt werden musste, um den Kreuzgang vor Überflutung zu schützen. Dafür wurde ein Abwasserschacht in der südwestlichen Ecke des Kreuzhofs angelegt, der das Wasser unter dem Fußboden hindurch in einen Bruchsteinschacht leitete. Dieser führte das Wasser entweder den Hang hinunter oder in einen alten Wirtschaftsbrunnen, der noch heute erhalten ist.

Nun hat das Kloster seine Forschungspriorität ja bekanntlich zugunsten der darunterliegenden Zeitzer Bischofspfalz längst eingebüßt. Und die Motivation hinter diesem Grabungsabschnitt ist vordergründig mit der Frage verbunden, wie sich der Baukörper des steinernen Gebäudes darstellt, dessen Ursprung ins 10. JH oder Anfang 11. JH fällt und der uns bereits im vergangenen Jahr den ersten Standort des Bistums Zeitz offenbarte. Nach den jüngsten Untersuchungen kann die bisherige Interpretation als Wohnturm nicht aufrechterhalten werden. Stattdessen deutet alles auf einen rechteckigen Palastbau hin, der sogar einen nördlich vorgelagerten Altan besaß. Die genaue Länge des Bauwerks konnte aufgrund der später angelegten Klosterkeller, die den Westflügel des Kreuzgangs überbauen, noch nicht ermittelt werden. Mit einer derzeitigen Länge von über 20 Metern handelt es sich schon jetzt um ein beeindruckendes repräsentatives Gebäude. Auch das erhaltene Sichtmauerwerk im Innenraum des Erdgeschoss ist von unvergleichlicher Qualität.
Ein überraschender Befund ist eine etwa 1,40 Meter starke Mauer, die sich diagonal über die Untersuchungsfläche zieht und vom Palastbau überbaut wurde. Da sie älter als der Bischofspalast ist, bleibt unklar, ob es sich um eine Befestigungsmauer oder den Rest eines Bauwerks handelt. Leider sind von der Mauer nur noch Negativspuren ohne erhaltenes Mauerwerk sichtbar, was eine detaillierte Analyse der Bauweise erschwert.
Schließlich wurde im Bereich des Kreuzhofs ein Keramikofen aus dem 18./19. JH entdeckt, der vermutlich nie fertiggestellt oder genutzt wurde. Die ovale Eintiefung im damaligen Humusboden ist deutlich erkennbar, ebenso wie seine Funktion als Ofen aufgrund der charakteristischen Form.
Mit dieser Grabungsfläche haben wir bereits die vierte Fläche in diesem Jahr untersucht – so viele wie in den letzten vier Jahren zusammen. Dies unterstreicht nicht nur unsere wachsende Neugier und den kaum zu steigernden Forschungsdrang, sondern vor allem die wissenschaftliche Brisanz und die zunehmende Bedeutung dieser archäologischen Untersuchungen.